Kontaktimprovisation und verinnerlichte Kontakt Muster durch Prägungen von der Schwangerschaft bis ins Grundschulalter.
Wissentlich oder unwissentlich spielen diese Prägungen eine Rolle bei der Kontakt-Improvisation und natürlich in unseren wichtigen Beziehungen im Leben.
„Du bist erwachsener und freier, je mehr du die Wahl hast.“
Themen bei CI können sein:
- Wie leicht oder stressbehaftet ist es, in Kontakt zu gehen? Gibt es Ängste abgelehnt zu werden, mich zu verlieren, aufzulösen, isoliert zu sein? Kann ich allein sein und kann ich wählen nicht mehr allein sein zu wollen?
- Welche Rolle spielen Harmonie und Synchronisierung in meinem Tanz? Vergesse ich das außen und vielleicht auch meine Impulse, wenn ich mich in ein Duo begebe? Stimme ich mich leicht/schwer oder automatisch auf die Bedürfnisse / die Atmosphäre einer Tanzpartner*in ein? Welche Rolle spielt Hautkontakt im Tanz: Grenze, Reibung, Verschmelzung, Beruhigung? Bleibe ich „zu lang“ in einem Duo oder gehe „zu schnell“ weg?
- Kann ich meinen spontanen Impulsen in einem Tanz frei folgen, kann ich sie auch (zurück) halten? Kann ich bei meinen Impulsen und Stimmungen bleiben, während meine Partner*in bei ihren ist und kann beides sich gegenseitig inspirieren? Wird es als Irritation, Dysharmonie oder gar Machtkampf erlebt, wenn unerwartete oder konträre Impulse da sind? Bricht das Erleben von Kontakt ab, wenn wenig direkter Körperkontakt und Synchronisierung da sind?
- Habe ich die Wahl mit Absicht und einem gewissen Plan und Willen etwas auszuprobieren? Kann ich es loslassen eine Idee zu haben, wie CI geht, und mal nicht auf meine Erfahrungen zurückzugreifen? Können beide (oder mehr) Tanzpartner*innen in Kraft, Reibung und Intensität sein und sich spielerisch daran erfreuen oder kommen Ängste auf, sich unterordnen oder kämpfen zu müssen? Kann ich gut JA und NEIN sagen im Tanz? Kommen Ideen von Richtig und Falsch auf? Oder Schuldgefühle einen Tanz zu beenden?
- Was passiert, wenn ich eine Tanzpartner*in attraktiv finde? Kann ich meine Mitte und Achse halten, bei meinem Tanz bleiben und in ein Duo gehen? Kann ich spielerisch flirten es aber auch sein lassen? Kann ich eine gewisse erotische Energie in mir halten, genießen und dosieren, oder gehe ich in Phantasien, Aktion oder Unterdrückung? Kann ich in einem Solo mich spüren, öffnen, explorieren, beglücken oder muss ich Kontakt haben, gesehen werden, um mir nicht verloren zu gehen?
Beim CI Spezial am 8. Oktober kann ich euch einen kleinen Einblick geben, selbstverständlich in einer Kombination aus erfahrbaren Übungen und einem orientierenden Überblick, was die Grundkonflikte und Lernschritte sind, um mit Würde den Übergang von einer frühen Lebensphase in die nächste zu schaffen und zu integrieren.
Ab 12. Oktober startet an Donnerstagen ein fortlaufendes Lab, wo wir tiefer einsteigen können.
Du solltest schon Erfahrungen mit CI haben (dies ist kein CI Kurs für Anfänger*nnen) und dir bewusst sein, dass diese Erforschungen einen gewissen Selbsterfahrungscharakter haben, Prozesse in dir auslösen können aber keine Therapie ersetzen.
Jochen Kraft:
Als Tänzer, Arzt, „Selbsterforscher“ und Körper- und Entwicklungstraumatherapeut beschäftige ich mich zumindest seit 2001 kontinuierlich mit Themen vorsprachlich entstandener Traumata und tief in unserer Neurobiologie verankerter und sekundär in unserer psychisch-emotionalen Realität und Identität verinnerlichten Verarbeitungsprozessen.
€ 13.- inklusive anschließende Jam
19 Uhr offene Jam mit Stefan Drees für € 5-
Weitere Infos:
Obige Fragen zu CI kann man orientierend in Bezug setzen zu fünf Lebensphasen, die wir alle durchlaufen.
Um den Kontakt zum Leben und unseren frühen Bezugspersonen zu halten, braucht es die Fähigkeit eigene Impulse und Bedürfnisse zurückzuhalten und die innere Konfliktspannung auf irgendeine kreative Weise durchzustehen. Je jünger wir waren, desto größer die Abhängigkeit und umso notwendiger die Fähigkeit uns anzupassen, um am Leben dran zu bleiben. Jetzt da wir erwachsen und formal unabhängig sind, ist die Frage, inwieweit wir uns Spielraum und Wahlmöglichkeiten verschaffen können von tief verinnerlichten biologischen und psychischen Mustern und Automatismen in unserem Kontakt- und Beziehungsverhalten.
- von der Zeugung bis einschließlich der Geburt: ist Kontakt zur irdischen Existenz (bin ich erwünscht? herrscht Krieg?) und seiner Intensität (zB Geburt!) atmosphärisch und real ausreichend sicher oder sehr gefährlich? Gehöre ich dazu? Bin ich menschlich und normal?
- von der Geburt bis etwa 1,5 Jahre: gibt es liebevolle sichere Bindung, gesunde Abhängigkeit und Einstimmung? Oder wird mir ein Rhythmus aufgedrückt, fühle ich mich überwältigt vom Stress einer von einem Baby überforderten Familie? Bekomme ich beglückenden Augenkontakt, Herzkontakt, Hautkontakt oder ist dieser zu wenig, mechanisch oder narzisstisch? Muss ich mit zu viel verschmelzen, was noch nicht abgegrenzt werden kann (Depression, Alkohol, Stress alles richtig machen zu wollen, Stress wenn sich das Baby nicht sofort beruhigt etc)
- ab 1 Jahr bis zum 3. LJ: vom Krabbeln bis zum wankenden Laufen: Wird mir vertrauen und Rückhalt gegeben so viel Neuem zu begegnen, meinen Impulsen zu folgen, darf ich mir sowohl Hilfestellung geben lassen als auch es selbst ausprobieren. Darf ich jederzeit zurück in den Raum der sicheren Bindung zu Mutter und Vater? Ist es für die Mutter beängstigend, dass das Kleinkind sie nicht mehr immer braucht oder möchte sie, dass es schneller unabhängig von ihr wird? Das ist die sehr vulnerable Phase, in der der Übergang aus der Symbiose in die Ichbildung beginnt. Ich und Mama sind zwei, und das kann überlebt werden.
- Zwischen 2 und 5 Jahren kommt das Sprechen in ganzen Sätzen dazu. Ideen von richtig und falsch, willentliche Entscheidungen und Begrenzungen ( du willst weiter spielen aber ich muss dich jetzt in den Kindergarten bringen). Wir können etwas planen, wollen und machen, erfahren Stolz und Begrenzung. Wir Erleben große Emotionen und erfahren unseren Willen und unsere Kraft (zum Beispiel kann die Wut und Kraft bis in den Boden hinein gespürt werden beim aufstampfen und nein schreien). Es gibt jetzt eine klare Ich-Identifikation. Darf ich ganz in meine Kraft und meinen Willen und meine Emotionen gehen und dem wird auf gute Weise Stand gehalten oder auf gute Weise eine Grenze und ein Halt gegeben? Oder bin ich zu laut und lebendig? Wird die Kraft und Wut des Kindes von einem Elternteil als bedrohlich erlebt und ist „zu viel“? In dieser Zeit „lernen wir“ ein schlechtes Gewissen zu haben, uns als schlecht oder gut zu fühlen und zu werten, wenn wir gehorchen. Wir lernen Angst vor Ausschluss und Demütigung. Was will ich, was will der andere. Können wir Reibung und beiderseitige Kraft als die Freude, Lebendigkeit und Spiel erleben?
- Viertes bis achtes Lebensjahr: Bewusstsein für meine Rolle und Ausstrahlung als Mädchen oder als Junge. Kann auf gute Weise diese kindliche Sexualität und Herzensliebe integriert werden? Oder bekommt ein Elternteil Angst, wenn das Kind kindliche sexuelle Gefühle bekommt und sich in der Regel für eine Zeit in den gegengeschlechtlichen Elternteil oder einen anderen Erwachsenen verliebt? Wird die kindliche Sexualität als Erwachsene Sexualität fehlgedeutet und die erwachsene Person fühlt sich geschmeichelt, narzisstisch erhöht oder missbraucht die kindliche Sexualität offen oder verdeckt? Wir lernen Aufrichtung, benutzen die Sprunggelenke, Rhythmus im Becken, Spiralbewegungen. Der Brustraum öffnet sich selbstbewusst, es entsteht ein Bewusstsein für mein Selbst, dass ich eine Ausstrahlung habe und eine „Einstrahlung“ (was ich tue muss nicht unbedingt gesehen und gewürdigt werden, um wahr, beglückend und in mir drin fühlbar zu bleiben).